Vergleichende klinische Erforschung der ambulanten und der stationären Kurz-, Mittel- und Langzeittherapie bei Drogenabhängigen
A Günthner, K Mann, Th Bader
Die Zuweisung von Drogenabhängigen in eine ambulante oder stationäre Behandlung erfolgt bisher auf wenig gesicherter erfahrungswissenschaftlicher Basis. Die Tatsache, daß in vielen stationären Langzeittherapie-Einrichtungen über die Hälfte der Patienten ihre Behandlung vorzeitig abbrechen (Küfner 1994) weist auf die Notwendigkeit hin, für diese Patientengruppe differentialtherapeutische Kriterien und Prädiktoren für den Behandlungsverlauf und den Behandlungserfolg auf empirischer Basis zu finden.
Ziel der vorliegenden Studie ist die empirische Überprüfung und Validierung von Kriterien für die Zuweisung von Drogenabhängigen in ambulante und stationäre Kurz-, Mittel- und Langzeitbehandlungen. Hierzu werden 190 Heroinabhängige in vier unterschiedlichen Therapiearmen untersucht (ambulante Therapie, stationäre 3-, 6- und 12 Monatstherapien). Die Untersuchungen finden zu Beginn und am Ende der jeweiligen Therapie statt sowie verlaufsbegleitend und unter Berücksichtigung des jeweiligen Therapiesettings. Ein Jahr nach Abschluß der Behandlung ist eine katamnestische Nachuntersuchung vorgesehen.
In einem Mehrebenenvergleich werden soziodemographische, klinische, psychosoziale, neuropsychologische, motivationale, neurobiologische, und pharmakologische Merkmale erhoben. Auf der Basis dieser Befunde wird von Experten ein prognostisches Urteil abgegeben. Als Zielkriterien gelten der Erfolg während der Therapie (reguläre Therapiebeendigung bzw. Therapieabbruch; Reaktion auf bestimmte Therapiemaßnahmen), sowie der weitere Erfolg nach Abschluß der Behandlung (Dauer der Abstinenz, psychosoziale Stabilisierung). Die prognostischen Vorhersagen werden statistisch überprüft und mit dem Ergebnis multivariater post hoc-Auswertungen verglichen. Unter Berücksichtigung integrierter Forschungsteile zur wahrgenommenen Kontrolle (K Jonas) sowie zur Alltagwelt (H Thiersch) Drogenabhängiger sollen so die Kriterien für eine Zuweisung von Klienten in stationäre Kurz-, Mittel- oder Langzeittherapien bzw. ambulante Behandlungen verbessert werden.